Aus der Perspektive des Lokalen fühlt man sich gegenüber gesellschaftlichen Herausforderungen schnell machtlos. Doch wie können Nachbarinnen von passiven Konsumentinnen zu aktiven Gestalterinnen der lokalen Strukturen werden? In Nachbarschaft Utopia machen sich Bewohnerinnen und Akteur*innen migrantisch geprägter Nachbarschaften gemeinsam mit einem transdisziplinären und internationalen Team auf den Weg in die bestmögliche Zukunft. Dabei werden partizipative Methoden und Modelle entwickelt, um eine neue Kultur des Zusammenlebens zu schaffen.
Umsetzung
Familienstrukturen, die sich auflösen; Menschen, die vereinsamen; gemeinsame Wertevorstellungen, die zerfallen. In diese Richtung zeigt gemäss dem Soziologen Zygmund Bauman der gesellschaftliche Trend. Angetrieben wird diese Entwicklung von der immer marktradikaleren Weltordnung (1).
Zum Schutz davor ziehen sich die einzelnen Menschen in kleine Nachbarschaften mit bewehrten Grenzen zurück. Die Sehnsucht nach einer vermeintlich besseren, reinen Vergangenheit beherrscht den öffentlichen Diskurs.
Das spaltet die Gesellschaft zu einem «Wir und die Anderen». Was tun? Es braucht ein «neues Wir»! Doch wer ist Wir? Wer entscheidet darüber? Wer gehört dazu? Und wer hat überhaupt Zugang zu Rechten und Ressourcen, um dazuzugehören? Dazugehören kann nur, wer angekommen ist. Ankommen sollen alle, die schon da sind und die noch kommen werden.
Die Ankunfterei ist ein Forum, in dem Nachbarinnen und lokale Akteurinnen aufeinander treffen. Es ist ein Proberaum, in dem Variationen vom bestmöglichen Ankommen bewusst und mit unterschiedlichen Bausteinen und Rollen durchgespielt werden.
Der Name Ankunfterei ist angelehnt an Produktionsorte. In einer Bäckerei wird Brot gebacken – in der Ankunfterei wird Ankunft produziert.
(1) Himmelreich, Jörg: Zygmunt Bauman: „Retrotopia“ – Zurück ans Stammesfeuer (Deutschlandfunk Kultur 2017, online 03.03.2021)